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53 Künstler:innen und ihre Gedanken zur Schweiz

53 Künstler:innen zeigen im Projekt «Happy Switzerland» ihre Gedanken zur Schweiz auf und zwar so, wie sie es am besten können – durch ihre Kunst.

Von Vanessa Votta

Die Schweiz hat viele Facetten und genau so unsere Gedanken zu ihr. Sie gibt uns das Gefühl sicher zu sein, ernst genommen zu werden und alles sein zu können, was wir wollen. Die Schweiz ist Zuhause und Zufluchtsort. Das Projekt «Happy Switzerland» hat sich mit 53 Schweizer Künstler:innen zusammengetan, wo sich alle mit der Frage «Warum mag ich die Schweiz?» auseinandersetzen sollten. Durch ihre eigenen Erfahrungen und ihren eigenen Stil, haben alle eine Arbeit produziert, die ihre ganz individuelle Antwort darauf widerspiegelt. 

Doch wie kam dieses Projekt zustande und wo kann man sich diese Arbeit nun ansehen? Gaspard Louane vom Projekt Happy Switzerland hat uns einen Einblick gewährt.

Was steckt hinter dem Projekt «Happy Switzerland»?

Gaspard: Bei «Happy Switzerland» handelt es sich um ein Buch, das 53 Künstler:innen rund um das Thema Schweiz vereint. Jede:r Künstler:in wurde aufgefordert, die Frage «Warum mag ich die Schweiz?» mit einem Bild, meist einer Illustration und einem begleitenden Text zu beantworten. Daraus entstanden wunderschöne Seiten mit ganz verschiedenen Ansichten und Geschichten.

Wie kam das Projekt zustande?

Das Projekt ist das Ergebnis verschiedener Feststellungen. Heutzutage werden junge Menschen mit enorm vielen komplexen sozialen Fragen konfrontiert. Sie werden auch regelmässig aufgefordert, zu internationalen politischen Themen Stellung zu beziehen. Viele Künstler:innen bezeichnen sich heute als «Aktivisten» für die eine oder andere Sache, die sie begeistert oder beschäftigt. Das führt manchmal dazu, dass in der Gemeinschaft kleine Gruppen entstehen; jede:r sucht nach dem, was ihn oder sie anders und einzigartig macht – ich wollte das Gegenteil tun, nach dem suchen, was wir gemeinsam haben. Das Projekt «Happy Switzerland» hatte zum Ziel, lokale Künstler:innen um ein leichtes und ausschliesslich positives Thema zu versammeln – jede:r davon legitimiert, seine eigene Meinung, seine eigene Vision zu teilen, denn alle teilen diese eine gemeinsame Erfahrung: das Leben in der Schweiz.

Wie wurden die Künstler:innen für das Projekt selektiert?

Ich habe einfach mein engstes Netzwerk durchforstet, dann direkt über meinen Instagram-Account Künstler:innen, die ich interessant fand angeschrieben. Die Künstler mussten lediglich Lebenserfahrung in der Schweiz mitbringen und motiviert sein, Teil des Projekts zu werden. Durch die Organisation dieses Projekts habe ich viele Talente kennengelernt und neu entdeckt, wobei auch viele neue Freundschaften entstanden sind.

Worauf möchtet ihr mit dem Projekt «Happy Switzerland» aufmerksam machen?

Ich möchte die Leute darauf aufmerksam machen, dass es in der Schweiz viele Talente gibt und dass es einfach ist, Leute zu treffen und Gemeinsamkeiten zu finden. Ich denke, dass man zum Beispiel durch soziale Netzwerke in einem ständigen indirekten Wettbewerb mit der ganzen Welt steht: Es gibt immer jemanden, der es anderswo besser gemacht hat, und das kann zu einem gewissen Druck auf die kreativen Menschen und zu einem Desinteresse an der Realität führen. Dabei ist es doch viel interessanter, Menschen in der Realität zu treffen, als ihnen in einem sozialen Netzwerk zu folgen. Jede:r hat schon einmal versucht, einen Sonnenuntergang zu fotografieren, es sieht durch den Bildschirm nie so aus wie das, was wir mit unseren eigenen Augen und Emotionen sehen und fühlen.

Bild von supportyourlocalartist.ch / Illustration von Robin Braendli

Wo kann man die Arbeiten der Künstler:innen sehen? Gibt es evtl. eine Ausstellung dazu? (ist das nebst dem Buch geplant?)

Das Projekt ist dokumentiert und alle individuellen Arbeiten sowie eine Präsentation alles Künstler:innen sind auf www.happyswitzerland.ch zu sehen. Das Buch und die Poster der einzelnen Illustrationen können dort in Zusammenarbeit mit www.supportyourlocalartist.ch gekauft werden. Wir haben 2021 eine Ausstellung in Zürich organisiert, um den ersten Band zu veröffentlichen, aber alles an diesem Jahr war enorm kompliziert. Vielleicht werden wir nächstes Jahr die Fortsetzung in Form einer kleinen Tour präsentieren, aber das steht noch nicht fest.

Welchen Einfluss hat die Schweiz auf die Kunst?

Welche Schweiz ist das? Die der Kunsthochschulen oder die des Bundesrates? Die der Alpen oder die von Genf oder Zürich? Auf jeden Fall gibt es in der Schweiz viele Talente und ich denke, dass wir uns für unsere Kunstszene auf internationaler Ebene nicht zu schämen brauchen.

Was kann die Schweiz in Bezug auf Kunst noch lernen und was machen wir deiner Meinung nach richtig?

Wieder einmal ist es schwierig zu definieren, von welcher Schweiz wir sprechen, genauso wie von welcher Kunst wir sprechen. Manche machen staatlich geförderte Kunst und andere kommen ins Gefängnis, weil sie ihre Kunst mit einer Spraydose auf öffentlichem Raum ausüben. Manche wollen Statuen und Symbole von vor Hunderten von Jahren erhalten, weil sie sie inspirierend finden, andere wollen sie zerstören und einen Schlussstrich ziehen, weil sie sie als repressiv empfinden. All diese Fragen sind sehr kompliziert – und nicht jede:r ist damit einverstanden. Ich denke, bevor wir versuchen, über all das zu diskutieren, sollten wir damit beginnen, gut miteinander auszukommen, tolerant miteinander zu sein und einander Erfolge zu gönnen.

Was wünscht du dir für die Kunstwelt in der Schweiz? Wieso magst du die Schweiz?

Ich möchte, dass jeder Spass an dem hat, was er oder sie tut und eine gute Zeit damit verbringt, seine Kunst auszuüben, wodurch auch immer sich diese definieren lässt. Ich liebe die Schweiz, weil sie meine Heimat ist und sich mein ganzes Leben hier befinde.

Das Buch «Happy Switzerland» könnt ihr direkt via Support Your Local Artist kaufen.

19. August 2022

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